In dieser Beitragsreihe stellen wir Ihnen das Projektkonsortium der WärmewendeNordwest etwas genauer vor: Welche fachliche Expertise bringen die einzelnen Partnerinnen und Partner mit? Was ist ihre Rolle im Projekt? Wie reflektieren sie die Bedeutung von WärmewendeNordwest für ihr Arbeitsgebiet und für die Region? Hier finden Sie Antworten und Ihre Ansprechpartner:innen.

Was sollten wir zur Jade Hochschule wissen?

Die Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth ist mit ihren sechs Fachbereichen ein vielseitiger Akteur in der praxisnahen Forschung der Weser-Ems-Region. Die Jade Hochschule bringt ihre Kompetenzen in verschiedene Forschungsaktivitäten ein und bietet ein breites Studienangebot an. Ein Forschungsbereich ist die Bauphysik, die im Physiklabor der Jade Hochschule erforscht wird. Die umfangreiche Ausstattung des Labors mit Messinstrumenten wird in das Projekt WärmewendeNordwest eingebracht. Das Digital Engineering Labor der Jade Hochschule bietet zudem die Möglichkeit, Forschungsarbeiten aufzubereiten und zu visualisieren, um den Wissenstransfer zu gestalten. Das Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) bringt seine Kompetenzen in den Bereichen Geodatendatenanalyse, Data Science und künstliche Intelligenz in das Projekt ein.

Woran arbeitet ihr konkret im Projekt?

Im Forschungsfeld 3 „Digitalisierter Experimentalcampus Bauphysik“ des Verbundprojekts ist die Jade Hochschule tätig. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf verschiedene Bereiche der Wärmewende. Ein zentraler Aspekt ist die Digitalisierung auf Gebäudeebene, für die eine intelligente Gebäudesteuerung namens „Digitaler Hausmeister“ entwickelt wird. Dieses System soll KI-basiert arbeiten und den Energieverbrauch von Gebäuden reduzieren. Dafür stehen auf dem Campus der Jade Hochschule drei Gebäude zur Verfügung, darunter ein Neubau auf Passivhausniveau, ein junger Altbau und später ein aufgestocktes Bestandsgebäude. Die Gebäude werden mit Sensorik und Aktorik ausgestattet, um detaillierte Daten zu erfassen, die zentral zusammengeführt und als Datengrundlage für die Entwicklung des „Digitalen Hausmeisters“ genutzt werden. Im Digital Engineering Labor wird ein 3D-Modell des Energieeffizienzprüfstands erstellt, um die Wärmekonzepte aus den verschiedenen Gewerken abbilden und Forschungsinhalte erlebbar machen zu können. Diese Arbeiten fallen unter die Querschnittaktivität 2.

Ein weiteres Thema ist die geodatenbasierte Wärmeleitplanung, bei der Kommunen als Ganzes betrachtet werden und verschiedene Technologien zur Wärmeversorgung geplant werden. Insbesondere im Hinblick auf die Klimaziele können Technologien auf Basis erneuerbarer Energien wie Wärmepumpen, Solarthermie oder dezentrale Biomassekessel sowie Potentiale zur Nutzung von Wärmenetzen für die dezentrale Wärmeversorgung ermittelt werden. An der Jade Hochschule werden geodatenbasierte Methoden für die Wärmeleitplanung entwickelt, einschließlich Methoden zur Potentialanalyse für verschiedene Versorgungstechnologien. Diese Analysen können in Geoinformationssystemen durchgeführt werden. Darüber hinaus wird an Methoden zur Visualisierung der Ergebnisse und Daten für die Wärmeleitplanung geforscht. Die Visualisierung in Business Intelligence Software soll Entscheidungen im Multiakteursprozess der Wärmeleitplanung unterstützen. Der Prozess der Wärmeleitplanung kann für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung genutzt werden.

Welchen Beitrag leistet ihr durch eure Arbeit, um die Klimaziele erreichen zu können?

Aktuell wird etwa die Hälfte der Endenergie in Deutschland für die Wärmebereitstellung genutzt, wobei fossile Brennstoffe eine dominante Rolle spielen. Besonders im Gebäudesektor werden private Haushalte größtenteils mit fossilen Brennstoffen beheizt, wobei Erdgas allein die Hälfte ausmacht. Für eine zukunftsfähige Wärmeversorgung müssen erneuerbare Energien genutzt und der Energiebedarf reduziert werden. Eine intelligente Gebäudesteuerung, wie der „Digitale Hausmeister“, kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Die Jade Hochschule trägt mit der Entwicklung des „Digitalen Hausmeisters“ zur Reduktion des Energiebedarfs von Gebäuden bei.

Die flächendeckende Transformation der Wärmeversorgung erfordert eine bedeutende Rolle von Kommunen und Netzbetreibern. Hier setzt die Forschung im Bereich der Wärmeleitplanung an, indem geodatenbasierte Methoden eingesetzt werden, um Akteur:innen der Wärmeleitplanung bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen und die Transformation effektiv zu gestalten. Die Forschung trägt auch zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung bei, die zukünftig für Mittel- und Oberzentren in Niedersachsen verpflichtend sein wird.