Das Forschungsprojekt „WärmewendeNordwest“

Auf dem Weg zur Klimaneutralität stehen für Oldenburg vier Bereiche im Fokus: Strom, Wärme, Mobilität und Ernährung/Konsum. Auf diese Bereiche entfällt der Großteil der Oldenburger CO2-Emissionen – was auch bedeutet, dass es hier die größten Potenziale zur CO2-Einsparung gibt. Als Wärmewende wird zum einen der Wechsel der aktuellen Wärmeversorgung durch fossile Energieträger, vor allem Gas, hin zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien verstanden. Zum anderen bedeutet die Wärmewende eine massive Absenkung der Wärmebedarfe: Energieeinsparungen können durch das Heizverhalten der Bürgerinnen und Bürger und durch tiefgreifende energetische Sanierungen erzielt werden. Die Wärmedämmung von Außenwänden, Dächern und der Kellerdecke oder der Austausch von Fenstern und Haustüren sind hier am wichtigsten.
Mit dem Forschungsprojekt „WärmewendeNordwest“ sollen unterschiedliche innovative und technologische Facetten der Digitalisierung der Wärmewende in sechs Forschungsfeldern praktisch erforscht, umgesetzt und zusammengeführt werden. An dem Projekt arbeiten 21 überwiegend regionale Partner aus Industrie, Forschung und Kommunalverwaltung in der Region Oldenburg/Bremen zusammen, darunter die Stadt Oldenburg, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Jade Hochschule, Oldenburger Energiecluster OLEC und das Forschungsinstitut OFFIS. „WärmewendeNordwest“ wird über eine Laufzeit von fünf Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Sechs Projektfelder

In sechs Forschungsfeldern werden unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung im Zuge der Wärmewende bearbeitet:

  • Forschungsfeld 1: „Regionale Online-Plattform für Energieeffizienzoptimierungen und geschäftsmodelle“:
    Über eine regionale Plattform soll es einen Austausch von Wissen und gelungenen Beispielen („Best Practices“) geben. Dort würde zum Beispiel der Ist-Zustand eines Gebäudes erfasst (Baujahr, Dämmzustand, Heizung), um den Eigentümerinnen und Eigentümern geeignete Sanierungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage oder die Erneuerung der Heizung vorzuschlagen.
  • Forschungsfeld 2: „Sichere Gateways und Router als Grundlage für Mehrwertdienste“:
    Bei der im Forschungsprojekt „WärmewendeNordwest“ anvisierten transparenten Erhebung und Optimierung des Wärmebedarfs in Gebäuden und Quartieren sowie Gewerbe und Industrie spielt insbesondere das „Smart Meter Gateway (SMGW)“ eine entscheidende Rolle. Darunter versteht man die Grundlage einer intelligenten Infrastruktur, um eine sichere und verlässliche IT-Vernetzung aller dezentralen Komponenten, wie Fernwärmespeicher, Blockheizungen oder Wärmepumpen, und die Vernetzung des Strom- und Wärmesektors (Sektorenkopplung) zu garantieren.
  • Forschungsfeld 3: „Digitalisierter Experimentalcampus Bauphysik (DigExBau)“:
    Drei Gebäude auf dem Oldenburger Campus der Jade Hochschule, die sich in ihrem energetischen Standard und ihrem Verwendungszweck unterscheiden, werden mit hochaufgelöster Sensorik, die zur Datenerfassung genutzt wird, und moderner Aktorik, die zur automatisierten Steuerung der Gebäudetechnik genutzt werden kann, ausgestattet. Das Ziel dabei ist es, eine Langzeitüberwachung dieser Gebäude zu ermöglichen und eine Künstliche Intelligenz zur Gebäudesteuerung („Digitaler Hausmeister“) zu entwickeln.
  • Forschungsfeld 4:Experimentalcampus Digitalisierte Wärmewende an der Universität Oldenburg“:
    Mehrere innovative kälte- und wärmetechnische Anlagen der Universität Oldenburg sollen realisiert und prozessgekoppelt werden, um die Stromkosten und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Diese realisierten Umsetzungen sollen anschließend als Referenz für zukünftige Neubauten und Sanierungen im deutschen Universitätsumfeld dienen.
  • Forschungsfeld 5: „Klimaneutrale Wärme für Quartierslösungen“:
    In diesem Forschungsfeld geht es um die Entwicklung von Transformationsstrategien zu einer klimaneutralen Energieversorgung für die städtische Nah- und Fernwärmeversorgung.
  • Forschungsfeld 6: „Klimafreundliche Wärmeversorgung Kommune“:
    Die Stadtverwaltung Oldenburg, die EWE NETZ und das Forschungsunternehmen OFFIS erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze für eine klimafreundliche Wärmeversorgung in der Stadt.

Aufgabenbereich der Stadt innerhalb des Forschungsprojekts

Die Stadt Oldenburg bearbeitet zusammen mit der EWE NETZ und dem OFFIS das Forschungsfeld 6: „Klimafreundliche Wärmeversorgung Kommune“ mit wiederum drei Arbeitspaketen:

Im Arbeitspaket 6.1 verfolgt die Stadt Oldenburg zwei Ziele, die sich insbesondere an Bürgerinnen und Bürger richten: Den Aufbau einer Potentialkarte für erneuerbare Wärmeversorgungsoptionen auf Hausebene (Erneuerbare-Energien-Kataster) sowie den Aufbau einer Solarpachtbörse. Über das Erneuerbare-Energien-Kataster sollen Bürgerinnen und Bürgern sowie Investorinnen und Investoren die Möglichkeit haben, sich über klimafreundliche Möglichkeiten der Wärmeversorgung zu informieren. Kartenbasiert wird eine erste Einschätzung vorgenommen, ob ein Haus zum Beispiel über Solar- oder Geothermiepotenzial verfügt oder ob die Versorgung über eine Wärmepumpe in Frage kommt. Das Kataster wird ein Informationsangebot für Bürgerinnen und Bürger und soll bei der Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen unterstützen und diese anstoßen. In einem zweiten Schritt soll eine Solarpachtbörse aufgebaut werden. Auch diese Plattform dient der Aktivierung und Vernetzung von Bürgerinnen und Bürgern untereinander sowie mit Investorinnen und Investoren. Ziel ist es, bisher nicht genutzte Potenzialflächen für Photovoltaik oder Solarthermie durch Vermittlung zu erschließen und über Möglichkeiten der gemeinsamen Planung durch den Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern zu informieren. Bis 2035 soll die Klimaneutralität in der Stadt Oldenburg erreicht sein. Auch städtische Gebäude müssen ihren Beitrag dazu leisten.

Mit dem Arbeitspaket 6.2 sollen Konzepte entwickelt werden, um auch kommunale Nichtwohngebäude auf einen klimaneutralen Stand zu bringen. Anhand von Gebäudebeispielen, die sich in Typ und Nutzung unterscheiden, werden Simulationen zu verschiedenen möglichen Sanierungsideen durchgespielt.

Im Arbeitspaket 6.3 betrachtet die EWE NETZ verschiedene Softwaresysteme, die für die Visualisierung und Analyse des Wärmesektors genutzt werden können. „Visualisiert“ wird anhand von stadtweiten 3D-Gebäudemodellen. Mithilfe dieser Simulation und Planung kann der effiziente Einsatz von klimafreundlichen Technologien im Wärmesektor abgeleitet werden. Die Software kann und soll auch unterstützend bei der zukünftigen kommunalen Wärmeplanung eingesetzt werden. Im Dialog mit den Kommunen können dadurch strategische Prozesse sowie zielgerichtet Umsetzungsprojekte effektiv geplant werden.

Heizungstausch und Sanierung mit finanzieller Unterstützung der Stadt

Unabhängig von dem Forschungsprojekt „WärmewendeNordwest“ unterstützt die Stadt mit dem Förderprogramm „Klimaschutzmaßnahmen im Altbau“ die Wärmewende in den vier Wänden. Mit bis zu 15 Prozent der Rechnungssumme werden die Umstellung des Heiz- und Wärmesystems hin zu Wärmepumpen, Solarthermie-Kollektoren oder Biomasseanlagen gefördert wie auch die energetische Verbesserung von Dachschrägen im beheizten Dachgeschoss, obersten Geschossdecken zum nicht ausgebauten Dachraum, Flachdächern, Kellerdecken oder Kriechkellerdecken, Fußböden zum Erdreich, Fenstern und Haustüren sowie Dachflächenfenster und Oberlichter.

Informationen und Kontakt

Aktuelle Informationen und Forschungsstände können Sie hier unter www.waermewende-nordwest.de einsehen oder kontaktieren Sie
uns unter klima@stadt-oldenburg.de.

Allgemeine Informationen rund um das Thema Klimaschutz in Oldenburg sowie Informationen zum Förderprogramm „Klimaschutzmaßnahmen im Altbau“ finden Sie unter www.oldenburg.de/klima.

Dieser Artikel erschien im Oktober 2022 in der Oldenburger Monatszeitung.